Herbach eine fränkische Dorfgründung!

Pfarrer Arnold Ortmanns hat in seiner „Geschichte der Pfarre Merkstein (1913) auch den zur Pfarre gehörigen Dörfern je ein eigenes Kapitel gewidmet und mit dem Beitrag zu „Herbach“ (S58/59) uns ein Meisterstück heimatgeschichtlicher Dokumentation in Kurzform hinterlassen:

5.Herbach, früher Herberich, Herpich; das ist ein sehr altes Dorf. Die Namensendung west hin auf Gründung durch die Oberfranken, die ihren Ansiedlungen mit Vorliebe eine Bezeichnung gaben; die auf „bach“ ausklang. Für ein hohes Alter sprechen die Namen der Stockhäuser, z. B. Stump, am Hund, Probst, Stiegel, Esche, Annekens u. a. Der Ort muss einst viel größer gewesen sein. An der jetzigen Pumpe stand früher eine Brauerei. Im ganzen Umkreis des Dorfes sind bei tiefem Pflügen Grundmauern, Dachpfannen, Kreuzeisen und Fenstern und sonstige Reste ehemaliger Häuser aufgedeckt worden, die dem 30jährigen Kriege zum Opfer gefallen sind, so in der Nähe vom Stump, auf der Übacher Seite, auf der Feldflur Kück am Boschelner Wege, wo der Kückhof gestanden hat, und auf der „Kirchhof-Weide“.

Diese Flurbezeichnung erinnert an das große Sterben infolge der Pest, wodurch Herbach einmal fast ganz entvölkert wurde. Wann dieses Unglück Herbach heimgesucht hat, lässt sich nicht mehr genau feststellen, vermutlich im 30jährigen Kriege, wo auch anderwärts diese Seuche von fremden Kriegshorden eingeschleppt wurde. Der Volksmund weiß noch zu berichten, dass für die Pestkranken die Nahrung von Merkstein bis nur zur Ophovener Linde gebracht wurde, wo sie von den Krankenpflegern musste abgeholt werden. Deutlich hat sich noch die Erinnerung erhalten, dass die an der Pest gestorbenen auf dem Heidberg östlich vom Dorfe begraben wurden. Ohne Zweifel hat auch die Kirchhof-Weide demselben Zweck gedient.

Im 17. Jahrhundert war hier der Familienname Düppenbäcker heimisch, woraus hervorgeht, dass damals die Töpferei dort üblich war(Hanßen). Die alten, in den Zehntlisten oft genannten Höfe, der Vorstenberger und der große Tripfer Hof am Ende des Dorfes nach der Übacher Seite, sind zwar unter mehrere Familien verteilt und letzterer sogar eingegangen, dafür sind aber wieder andere entstanden. Schade, wenn der fruchtbare Boden jemals der Landwirtschaft entzogen würde. Über den verhinderten Versuch, Herbach samt Floes im Jahre 1803 nach Übach umzuschreiben, war unter Pfarrer Rosenbaum die Rede.

Für Pfarrer Ortmanns war Herbach eine Dorfgründung der Oberfranken.  Er ahnte noch nichts von den Schätzen, die der Dorfboden erst im Jahr 1972 durch Ausgrabungen freigab. Ludwig Kahlen, Gemeindedirektor von Merkstein und Stadtdirektor von  Herzogenrath, ging den Beziehungen Herbachs zu den Römern  in „Heimatklänge“(1977) in wahrsten Sinne des Wortes auf den Grund! (Ich zitiere mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlags Handels, Worm).

 

Auf den Spuren der Römer 
Vorbemerkungen

„Die ersten Anzeichen für römische Hinterlassenschaften in Herbach hatte der Herbacher Bürger Paul Ortmanns entdeckt, als eine Planierraupe in dem Winkel Kreisstraße 6/Raderstraße (Flurbezeichnung Hundsstraße, im Volksmund Kirchhofsweide)in einer Wiese einen zwei Meter über dem allgemeinen Niveau liegenden Erdrücken ebnen wollte.

Kaum mit den Arbeiten begonnen, wurde die Vermutung zur Gewissheit. Das wundert niemanden, der weiß, dass das alte Bauerndorf Herbach auf römisch-fränkischem Urgrund fußt.

Auch das ist nicht überraschend, denn in Rimburg umlagerte das uralte Kastell ein römisches Straßendorf. Von das aus führte eine Abzweigung der berühmten Heerstraße von Bavay über Tongeren – Maastricht – Heerlen – Rimburg – Jülich – Köln über Herbach-Streiffeld in Richtung Zopp. Die Straße ist heute noch da, wenigstens ein Feldweg. Sie führte durch den Rimburger Wald auf Herbach zu, direkt an der jetzigen Fundstelle vorbei.

Die Funde bestätigen also die bisherige Vermutung, dass Herbach schon zur Römerzeit besiedelt war.

Die Herbacher können stolz auf dieser Feststellung sein, denn neben Kleik, Afden und Worm bewohnen sie die älteste Siedlung der Stadt Herzogenrath.“

Was das Herbacher Grabungsteam ans Tageslicht förderte, war nicht nur für den historischen Laien atemberaubend:  auch das Bonner Landesmuseum horchte auf. (Siehe auch: Bürger von Herbach entdeckten eine Anlage aus der Römerzeit“ in: L.Kahlen „Heimatklänge“, Verlag und Druck A. Handels, Worm (1977)

Man legte nämlich die Grundmauern eines römischen Gebäudes frei, das bereits über eine „moderne“ Fußbodenheizung verfügte, einen eigenen Kalkbrennofen besaß und mit Hausrat – Keramik – Glasgeschirr – bestens bestückt gewesen sein muss. Am aufregendsten jedoch waren wohl die Grabfunde! Man fand einen Sandsteinsarkophag, größere Mengen Leichenbrand, einen kleinen Tonkrug und die Scherben einer geschliffenen Glasschale. Im „Heizungskeller“, machte man einen grausigen Fund: Das nicht ganz vollständige Skelett eines sieben bis acht Jahre alten Kindes, das unter dem Fußboden zwischen den Heizungssäulen eingeklemmt war. Ein Unglück? Ein Mord? Man weiß es nicht!

Jedenfalls musste die Gründungsgeschichte Herbach nach diesen archäologischen Funden neu geschrieben werden.

In den „Annales Rodensees“, den Jahrbüchern des Klosters Rolduc, finden wir schon einen sehr frühen Hinweis: „1141 – Sigewiz von Kemenathen (später: Haus Stollenwerk in Nivelstein, war lange Zeit eine Vorburg für die Rimburg!), eine adlige Matrone, der auch Herbach gehörte und das gesamte Land dieses Dörfchens, gab der Kirche (des Klosters Rolduc) fünf Morgen Land auf der südlichen Seite dieses Dörfchens in der Nähe eines Hügels, der im Volksmund „Bicchenbergh“ (Heute: Kaffeeberg“?) genannt wird.“

Interessant ist es, dass sich im Wappen der Familie Herbach, die Farben und der Sechszackstern aus dem Wappen des Rimburger Ritters Wilhelm von Mulepas (1253 – 1323), einem gefürchteten Raubritter wieder findet. Hier bedarf es noch einer langen Forschungsarbeit, bis die Herkunft des Herbacher Wappens lückenlos belegt ist.

Doch auch das Geschichtswerk „Die Rimburg“ (1912) des ehemaligen Schlosskaplans H. Hanssen lässt Herbach nicht unerwähnt und weist die Beziehung von Herbach zur Rimburg auch im 16/17. Jahrhundert nach (S. 254);

Im Weiler Herbach, früher Herpich, Herperich, Herberig geheißen, standen ehemals drei Höfe mit ausgedehnten Liegenschaften. Aus dem Umstande, dass ein großer Teil dieser Güter im 16. und 17. Jahrhundert zu Breil gehörten, dürfte man schließen, dass das Ganze ursprünglich zur Herrschaft Rimburg gerechnet worden und durch Teilung in der Familie Mulrepas an die Herren zu Breil gelangt ist. Späterhin kam es dann an die Herrschaft Merkstein und macht noch heute einen Teil dieser Gemeinde aus.

Im Mittelalter bestanden in Herbach verschiedene Töpfereien und gab es dort danach benannte Familien „Düppenbekker“.“

Noch nach dem zweiten Weltkrieg gehörte der Hof Meuwissen dem Rimburger Baron von Brauchitsch.

 

 

Quelle: Festschrift 100 jähriges